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Die Geschichte des Faraja Health Care in Himo/Tansania

Faraja Health Care ist ein nicht-staatliches Krankenhaus, das im Jahre 2000 von Dr. Minja gegründet wurde. Nach seiner jahrelangen Tätigkeit in staatlich geführten Kliniken, entschied sich Dr. Minja ein eigenes Gesundheitszentrum im Kilimajaro District zu eröffnen; seine Intention war es, dem katastrophalen Zugang zur Gesundheitsversorgung der ländlich lebenden Bevölkerung entgegenzuwirken!

Seine Arbeit begann Dr. Minja mit nicht mehr medizinisch-technischer Ausrüstung als mit einem Mikroskop. Die ihm zur Verfügung stehenden Räumlichkeiten waren anfangs auf zwei Zimmer beschränkt. Wegen fehlender alternativer Behandlungsmöglichkeiten in der Umgebung, war der Patientenandrang bereits zu Gründungszeiten Faraja Health Cares hoch, sodass Dr. Minja seine Leistungen schon recht bald erweitern konnte: er engagierte zusätzliches Personal. Um auch den Patienten gerecht zu werden, die eine 24-h-Betreung benötigen, stellte er Patientenzimmer bereit.

Es dauerte nicht lange bis sich der Behandlungserfolg den Dr. Minja, trotz eines Minimums an medizinischem Equipment, bis in die Nachbarregionen des Kilimanjaro Districts herumgesprochen hatte. Der Patientenandrang wuchs täglich, so dass Dr. Minja im Jahr 2002 mit dem Bau eines größeren Krankenhauses begann.

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Bedingt durch die harten Lebensumstände in Himo war hierbei sehr viel Eigeninitiative und Einfallsreichtum von Nöten. Insbesondere eine konstante Wasser- und Stromversorgung sicherstellen zu können war sehr problematisch: durch die Konstruktion unterirdischer Wassertanks und eines automatischen Generators ist dies heute möglich!

Nicht nur der Generator, sondern auch eine Reihe von medizinisch-technischen Geräten sind von Dr. Minja selbst entworfen und „local-made“: Der Behandlungsstuhl wurde beispielsweise aus einem alten Armstuhl angefertigt und zum Bau der Rollstühle dienten alte Fahrradreifen. Um fließendes Wasser bereitstellen zu können, fixierte Dr. Minja einen Drehhahn an große Wassereimer, welche täglich wiederbefüllt werden. Ebenso der Drip-Stand, die Patientenbetten, das Kühlhaus, der Behandlungstisch und vieles Weitere ist handgefertigt.

Weshalb für Dr. Minja nicht die Möglichkeit bestand ebensolche Gegenstände käuflich zu erwerben, ist dadurch begründbar, dass er einzig und allein von den Barzahlungen seiner Patienten abhängig ist. Privat geführte Krankenhäuser erhalten grundsätzlich keinerlei staatliche Subventionen und müssen sich gänzlich eigenfinanzieren. Schlussfolgernd ist: der Aufbau, die Leitung und das Aufrechterhalten solcher Krankenhäuser ist durchweg eine große Herausforderung – insbesondere in Himo, wo die Bevölkerung in großer Armut lebt.

Die Behandlungspreise kann Dr. Minja nur sehr gering halten ( einige Bsp.: Röntgen= 2,80€ , 3-tägige stationäre Aufnahme = 2€ , 1x PCM= 0,008€) und sein Verdienst hängt stark von der Lebenslage ab, in der sich die Einheimischen gerade befinden: Ist die Ernte wegen zu wenig Regenfall schlecht und reicht nur für den Eigenbedarf, haben die vielen im Kilimanjaro District lebenden Kleinbauern keine Chance auf einen Verdienst und sind somit auch nicht in der Lage einen entsprechenden Preis für eine medizinische Behandlung zu zahlen.

Der Teufelskreis der Armut spiegelt sich in Faraja Health Care direkt wieder. Täglich behandelt Dr. Minja Patienten, die im Nachhinein nicht in der Lage sind ihre erhaltenen Medikamente zu zahlen. Bei stationären Patienten passiert es häufig, dass sie nach einer tage- und wochenlangen Behandlung akut die Flucht antreten, um einer Bezahlung auszuweichen. In solchen Fällen bleibt Dr. Minja vollständig auf seinen Kosten sitzen!

Bei ambulanten nicht-zahlungsfähigen Patienten hat er keine andere Wahl, als die Preise an die jeweilige Zahlungsfähigkeit des Patienten anzupassen und entsprechend zu reduzieren. Dementsprechend ist Dr. Minja ständig gefragt eine Balance zu halten: eine Balance zwischen einem bestmöglichen Preisleistungsverhältnis für seine Patienten und seinem Verdienst, mit welchem er die entstehenden Kosten für Personal, Medikamentenbeschaffung, etc. decken kann und der letztendlich ein Aufrechterhalten des Krankenhauses erlaubt. Im Endeffekt ist das persönliche monatliche Einkommen für Dr. Minja und seine Familie sehr gering und er selbst macht kaum Profit.

Eine Einrichtung, welche für nicht-zahlungsfähige Patienten aufkommen könnte, gibt es nicht. Einzig zwischen dem Beamtentum ( =BIMA-Patienten) und Dr. Minja ist der „National Health Insurance Fund“ zwischengeschaltet, welcher in den Grundzügen ähnlich funktionieren sollte wie eine deutsche Krankenversicherung.  Das tut er jedoch nicht, denn der „National Health Insurance Fund“ kommt nur mit Einschränkungen für die Patienten auf und hat strikte Vorschriften: Die maximale Dauer der Behandlung, sowie die maximale Anzahl der zu vergebenden Tabletten pro Patient sind einheitlich festgesetzt. Diese Vorgaben sind sehr realitätsfern und lassen sich nur in den seltensten Fällen in die Praxis umsetzen. So kommt es häufig vor, dass Dr. Minja seine Patienten aufgrund schwerwiegender Erkrankungen für einen weitaus längeren Zeitraum stationär behandeln oder ihnen eine höhere Dosis an Medikamenten verabreichen muss, als er im Nachhinein vom Fund zurückerstattet bekommt.

Darüber hinaus zahlt der „National Health Insurance Fund“ den kleinen privat geleiteten Krankenhäusern im Durchschnitt einen dreifach geringeren Preis als staatlichen Kliniken für dieselbe Behandlungen! Weiterhin bestehen zahlreiche Zahlungsengpässe und „National Health Insurance Fund“ befindet sich grundsätzlich im Zahlungsrückstand: Dr. Minja bekommt sein Geld stets erst mit einem Jahr Verspätung zurückerstattet!

Durch die Behandlung von BIMA-Patienten macht er also grundsätzlich eher Verluste als einen Gewinn. Im Gegensatz zu vielen anderen medizinischen Einrichtungen, welche die Behandlung von BIMA-Patienten aus reinem Profitdenken verweigern, nimmt sich Dr. Minja jedoch auch diesem Patientenklientel an!

Trotz all der täglichen Hürden, gelingt es Dr. Minja bereits seit über 10 Jahren sein Krankenhaus erfolgreich zu leiten und mit einem Höchstmaß an Eigeninitiative täglich viele Menschenleben zu retten!!

Die Patienten kommen aus allen Ecken des Landes und selbst aus den Nachbarstaaten angereist, um sich in Faraja Health Care behandeln zu lassen. Es hat sich herumgesprochen, dass die Qualität der dortigen Behandlungen besser ist, als in den großen städtischen Kliniken. Diese haben zwar dank staatlicher Subventionen eine bessere Ausstattung, jedoch ist die Sorgfältigkeit der Behandlungen oftmals unzureichend. Hinzu kommen große Preisdifferenzen und ein Großteil der tansanischen Bevölkerung kann es sich nicht leisten staatliche Kliniken aufzusuchen!

Um die Behandlungspreise für seine Patienten möglichst gering zu halten, versucht Dr. Minja seine alltäglichen Ausgaben auf ein Minimum zu reduzieren: beispielsweise werden Wattetupfer, Kompressen und Medikamententüten noch mit Papier, Schere und Kleber selbst hergestellt und für Stuhl- und Urinproben werden leere Medikamentendosen verwendet. Somit kann Dr. Minja seine Behandlungspreise um das Dreifache geringer halten als staatlichen Krankenhäuser!!

Somit sind die Einheimischen auf Faraja Health Care angewiesen und der dortige Patientenandrang ist sehr hoch. Täglich wird das Krankenhaus von bis zu 150 Menschen aufgesucht. Es lässt sich vermuten, dass der Patientenandrang auch in Zukunft noch stark ansteigen wird, denn Himo hat sich in den letzten Jahren um ein Vielfaches vergrößert.

Um seinen Patienten gerecht werden zu können, arbeitet Dr. Minja zusammen mit seiner Ehefrau Ansila Minja ca. 14 Stunden täglich. Ansila Minja ist in der Apotheke beschäftigt und kümmert sich um das Kassieren der Patienten, sowie um einige organisatorische Angelegenheiten in Faraja Health Care. Der restliche Kern des Teams besteht aus einem Assistenzarzt, einem Krankenpfleger, fünf Krankenschwestern, einer Rezeptionistin, zwei Laboranten, und einem Buchhalter. Außerdem werden zwanzig weitere Personen von Dr. Minja beschäftigt: aufgrund der harten Lebensumstände in Himo ist diese hohe Anzahl an Personal notwendig, denn alltägliche Arbeitsschritte wie bspw. die Beschaffung von sauberem Wasser sind sehr arbeitaufwendig und zeitintensiv!

Einen Großteil seiner Behandlungen führt Dr. Minja ambulant durch. Eine stationäre Aufnahme von 22 Personen gleichzeitig ist ebenfalls möglich. Diese werden in sieben Patientenzimmern, die mit jeweils drei Betten ausgestattet sind, untergebracht. Weiterhin existiert ein separater Raum für Säuglinge und deren Mütter, an welchen ein Entbindungsraum angeschlossen ist.

Die Patientenzimmer sind um einen kleinen Innenhof angelegt, in dem sich Waschgelegenheiten, sowie eine Latrine für die Patienten befinden. Der vordere Teil des Gebäudes ist in eine kleine Apotheke, ein Labor, drei Behandlungszimmer, ein Schwesternzimmer, ein Arbeitsraum, ein Röntgen und einen Wartesaal unterteilt. Das Kühlhaus, sowie die Verbrennungsanlage sind separat gelegen.

An das Krankenhaus ist eine Mutter-Kind- Einrichtung angeschlossen. Zuständig für die Regel-Untersuchungen, sowie  Immunisierung von Babys und Kindern. Außerdem werden hier Beratungs- und Informationsgespräche mit Frauen, sowie Schwangerschaftsvor- und nachsorgen – einschließlich HIV-Tests- durchgeführt.

An originalen medizinischen Maschinen verwendet Dr. Minja lediglich ein Ultraschallgerät. Sein Anästhesiegerät kann er aufgrund fehlender Räumlichkeiten momentan noch nicht anwenden. Die Bandbreite an in Faraja Health Care durchgeführten Behandlungen ist trotzdessen sehr groß und die Patienten suchen das Krankenhaus mit ebenso verschiedenen Krankheitserscheinungen auf, wie es in großen deutschen Kliniken der Fall ist!

Die auftretenden Krankheiten sind stark von der Jahreszeit abhängig: In den Regenzeiten werden viele Malariapatienten versorgt und zum Ende der Trockenzeit hin, wenn die Nahrung zunehmend knapper wird, häufen sich Patienten mit Schnittwunden. Diese entstehen als Folge von Viehdiebstählen, welche als sehr schlimme Sünde gelten und meist in einem Machetenkampf enden. Die daraus entstehenden Körperverletzungen sind lebensgefährlich!

Jahreszeiten unabhängig ist die durchweg hohe Anzahl an Unfallpatienten, sowie die dramatische Verbreitung des HI-Virus. Außerdem werden rund um die Uhr viele Geburten durchgeführt. Aufgrund einer unzureichenden Schonung der Frauen während der Schwangerschaft und der vielen schwangeren Minderjährigen, welche sich hinsichtlich ihres Körperzustandes oft noch nicht im gebärfähigen Alter befinden, kommt es häufig zu Komplikationen während Geburten. In solchen Fällen ist ein operativer Eingriff gefordert, der in Faraja Health Care zur Zeit noch nicht möglich ist!

Gynäkologische Behandlungen unter Halbnarkose führt Dr. Minja täglich durch. Es kommen viele Frauen zu Faraja, welche versucht haben eine Abtreibung im Privaten und auf sehr brutale Art und Weise durchzuführen. Hierbei kommt es vielfach zu Infektionen und schweren Verletzungen des Bauchraumes, sodass die Frauen akute Hilfe benötigen!

Weiterhin gehört es zur täglichen Routine Patienten mit Durchfallerkrankungen, Tuberkulose, Erkältungen oder Diabetes zu versorgen.

Während Dr. Minja ein Großteil seiner Patienten erfolgreich behandeln kann, ist ihm die Möglichkeit einer OP unter Vollnarkose nicht gegeben. Patienten, welche auf eine solche Behandlung angewiesen sind, muss er zu den größeren städtischen Krankenhäusern „überweisen“. Diese liegen jedoch weit entfernt und das Straßenverkehrsnetz befindet sich in einem sehr schlechten Zustand. Die Krankenhäuser mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichen zu können dauert mehrere Stunden und viele der Patienten sind nicht mehr dazu in der Lage, den langen Weg auf sich zu nehmen. Deshalb bleibt Dr. Minja vielfach keine andere Möglichkeit als seine Notfallpatienten selbst zu den Kliniken zu fahren. Hierzu besaß er einst einen alten Land-Rover, den er zu einem Krankenwagen umkonstruiert hatte. Die Kosten für das nötige Benzin und einen Fahrer tragen zu können, war ihm auf Dauer jedoch nicht möglich, sodass er heute wieder auf den Transport per Privat-Pick-Up umgestiegen ist. Insbesondere in Regenzeiten, wenn die Pfade und Pisten überspült werden, ist eine schnelle Anfahrt zu den umliegenden Krankenhäusern jedoch unmöglich und zudem sehr riskant! Viele Patienten sterben auf dem Weg dorthin: oftmals handelt es sich um Unfallpatienten oder um schwangere Frauen und deren Föten!

Die dringende Notwendigkeit eines OP-Saals in Himo ist nicht von der Hand zu weisen! Auf Grund dessen hat Dr. Minja im letzten Jahr einen Architekten engagiert, welcher entsprechende Baupläne bereits entworfen hat. Dank einiger Privatspenden aus Deutschland konnten bereits die ersten Steine aus nahe gelegenen Steinbrüchen angeliefert werden… .

Den Bau aus eigenen Mitteln und in naher Zukunft fertig stellen können, ist für Dr. Minja unmöglich! Es ist ihm ein Anliegen weiterhin auch der in absoluter Armut lebenden Bevölkerung eine medizinische Behandlung ermöglichen zu können, sodass eine Erhöhung der Behandlungspreise – als einzige Möglichkeit den OP-Saal selbst finanzieren zu können- nicht durchführbar ist.

Faraja Health Care ist somit auf Finanzspritzen angewiesen: Auf staatliche Subventionen kann Dr. Minja jedoch nicht hoffen. Stattdessen hat die Regierung garantiert, ihm bei der Personalbeschaffung zu unterstützen, sofern es ihm gelingt den OP-Saal aus eigenen Mitteln fertig zu stellen.

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